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Eine nachhaltige Entwicklung erfordert eine völlig andere Wirtschaftsweise wie die, die wir bisher praktizieren. Ein Konzept für eine nachhaltige Wirtschaftsweise sollte Antworten auf folgende Fragen geben.

  • Wie sollte Wirtschaften aussehen, wenn nachhaltige Landnutzung sichergestellt werden soll?
  • Wie sollte Wirtschaften aussehen, wenn Erhaltung der Biodiversität ein Ziel ist?
  • Wie sollte Wirtschaften aussehen, wenn man den heutigen Kenntnisstand über die Psychostruktur der Menschen berücksichtigt?
  • Wie sollte Wirtschaften aussehen, wenn man die haushohe Überlegenheit der Menschen gegenüber den anderen Lebewesen berücksichtigt?
  • Wie sollte Wirtschaften aussehen, wenn man unser Nichtwissen angemessen berücksichtigt?

Den Autoren sind keine wirtschaftswissenschaftlichen Publikationen bekannt, die darauf kompetente Antworten geben.

Mit dem Konzept der Internalisierung externer Effekte ist den Erfordernissen einer nachhaltigen Landnutzung nicht beizukommen, weil die Wirtschaftswissenschaften kein brauchbares Verfahren dafür entwickelt haben, wie Eingriffe in ökologische Prozesse monetär so bewertet werden können, dass daraus ein Mechanismus in Richtung ökologischer Nachhaltigkeit erwächst. Wie oben schon abgehandelt, lassen sich die wirtschaftswissenschaftlichen Abhandlungen zum Konzept Naturkapital am besten als Phantomdiskussion charakterisieren.

Nur in einer winzigen Nische der Wirtschaftswissenschaften wird versucht, die Vorgänge in der Wirtschaft so zu beschreiben, dass sie mit ökologischen Vorgängen vergleichbar werden. Diese Bemühungen laufen unter den Begriffen industrieller Metabolismus oder ökologischer Industrialismus.

Eine nachhaltige Wirtschaftsweise, erfordert viel weitere räumliche, zeitliche und soziale Horizonte als sie den heutigen Wirtschaftstheorien zugrunde liegen. Ein Markt, der keine Rahmenbedingungen besitzt, die die notwendige Vorsicht und Weitsicht sicherstellen, entwickelt sich zu einem Hasardspiel. Die Ergebnisse solcher Hasardspiele lassen sich an den Schicksalen verflossener Zivilisationen ablesen.

Bei unserer Nahrungsmittelproduktion geht es darum, wie eine ökologisch nachhaltige Landnutzung möglichst kostengünstig erreicht werden kann und nicht darum, wie Nahrungsmittel möglichst billig produziert werden können. Gentechnisch veränderte Organismen sollten erst dann ins Freiland entlassen und auf einem Markt auftreten dürfen, wenn die Frage geklärt ist, wie viel man über die Funktionsweise des Genoms und der Ökosysteme wissen muss, um vor bösen Überraschungen weitestgehend gefeit zu sein. Diese Einsichten scheinen noch nicht bis in die Köpfe neoklassischer Wirtschaftswissenschaftler vorgedrungen zu sein.

Im Laufe der Evolution haben sich die Lebewesen zu einer äußerst komplexen und effizienten Kreislaufwirtschaft organisiert. Jedes menschliche Wirtschaftssystem, das nachhaltig sein soll, muss sich nahtlos in diese Kreislaufwirtschaft integrieren. Dafür bietet die vorherrschende neoklassische Wirtschaftstheorie keine brauchbaren Konzepte an.

Immer noch wird der Mensch als Homo oeconomicus gesehen, der sich gemäß der Modelle der Spieltheorie verhält. Auch die Konsumentensouveränität wird nicht in Frage gestellt, weil die Erkenntnisse der Erfahrungswissenschaften über die menschlichen Konstruktionsschwächen ignoriert werden. Unsere Psychostruktur macht uns Menschen zu äußerst problematischen Marktteilnehmern.

Man könnte ihr z. B. angemessen Rechnung tragen, wenn Werbung in der bisherigen Form untersagt würde, und statt dessen zwischen Anbieter und Nachfrager eine öffentlichrechtliche Institution geschoben würde, die ohne eigenes Verkaufsinteresse über die vorhandenen Angebote nach benutzer-, umwelt-, sozial- und sicherheitsrelevanten Kriterien informiert. Das würde nicht nur echte Chancengleichheit am Markt für jeden Anbieter herstellen sondern auch werbepsychologische Manipulationen und Vorteile, die sich aus großen Werbeetats ergeben, weitgehend ausschalten.

Die Wirkung solch einer Maßnahme kann im Sinne der Nachhaltigkeit verstärkt werden, wenn alle Waren und Dienstleistungen vor ihrer Zulassung zum Markt darauf überprüft werden, ob sie mit einer nachhaltigen Entwicklung kompatibel sind.

Ein funktionstüchtiger Markt erfordert optimale Informiertheit aller Beteiligten und vergleichbare Rahmenbedingungen in den Wirtschaftsräumen, die miteinander interagieren. 

Ein Gipfel der Menschenverachtung ist das Konzept der internationalen Arbeitsteilung, das die Menschheit vereinfacht gesagt in eine Weißkittel-Fraktion, das sind die Menschen in den so genannten hoch entwickelten Industrieländern, und eine Blaukittel-Fraktion, das sind die Menschen in den so genannten Entwicklungsländern, aufteilt. Die Weißkittelfraktion ist für die anspruchsvollen Tätigkeiten zuständig, die Blaukittel-Fraktion für die einfacheren. Da aber geistige Fähigkeiten unter den Menschen in der Weißkittel- und Blaukittel-Fraktion in gleicher Weise verteilt sind, müssten in beiden Fraktionen Tätigkeiten zu menschenwürdigen Löhnen angeboten werden, die das ganze Spektrum der menschlichen Fähigkeiten adäquat abdecken. Das bisherige Ergebnis der internationalen Arbeitsteilung ist: die Weißkittel-Fraktion saugt Menschen mit hoher geistiger Leistungsfähigkeit aus der Blaukittel-Fraktion ab und den Menschen in der Weißkittel-Fraktion, die über geringere geistige Fähigkeiten verfügen, werden für ihre Leistungen menschenunwürdige Löhne gezahlt oder sie sind dauerarbeitslos.

Resümé:

In ihrem gegenwärtigen Zustand taugen die Wirtschaftswissenschaften nicht dazu, eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Literatur

R.U. Ayres, L. Ayres: Industrial Ecology: Towards Closing the Materials Cycle                  Edward Elgar Publishers, London 1996

Arne Stahl :Entropiebilanzen und Ressourcenverbrauch                               Naturwissenschaften Bd. 83 (1996) S. 459-466

Gerhard Maier-Rigaud: Schritte zur ökologischen Marktwirtschaft Metropolis Verlag, Marburg 1997

Carsten HelmSind: Freihandel und Umweltschutz vereinbar? Ökologischer Reformbedarf des GATT/WTO-Regimes                                                                         Verlag Edition Sigma, Berlin 1995

Martin Stengel, Kerstin Wüstner (Hrsg.):Umweltökonomie - eine interdisziplinäre Einführung                                                                                                                  Verlag Vahlen, München 1997

Axel Ockenfels: Daten statt Dogmen                                                                            in: Häring, Nobert and Olaf Storbeck (eds.): "Ökonomie 2.0", Schaeffer, Poeschel (2007), 1-6