Nach den am Wuppertal-Institut entwickelten Vorstellungen zieht jeder Verbrauch von Wasser, Stahl, Beton, Kunststoff, Boden oder Energie unweigerlich ein Stück veränderte Umwelt nach sich. Die Folgen sind umso gravierender, je mehr Umwelt in einen Zivilisationsprozess, ein Produkt oder eine Dienstleistung investiert wird.
Dem Energieumsatz der Menschheit wird ökologisch keine Bedeutung zugemessen, weil er nur einen Bruchteil dessen ausmacht, was die Sonne an Energie auf die Erde strahlt. Seine ökologische Bedeutung erlangt er durch die damit hervorgerufenen Stoffströme. Einige Dutzend Liter Dieselöl reichen aus, um einen Hektar Wald zu fällen.
Der gesamte Materialaufwand, um ein bestimmtes Produkt verfügbar zu machen, es zu benutzen und anschließend zu entsorgen, einschließlich aller Materialien, die für den gesamten, dazu notwendigen Energieeinsatz bewegt werden, wird als dessen ökologischer Rucksack bezeichnet. Dabei werden auch alle Materialmengen anteilig zugezählt, die für Transporte, den Gebrauch der Infrastrukturen (z. B. Straßen, Eisenbahnlinien, Telefonnetze) und Anlagen sowie für Verpackungen während des ganzen Lebenswegs des betrachteten Produkts benötigt werden. Dividiert man alle diese aufaddierten Materialmengen durch die im Laufe des Produktlebens erbrachten Dienstleistungen (z. B. bei einem Pkw die Personenkilometer, bei einer Waschmaschine die Kilogramm gewaschener Wäsche) so erhält man die MIPS, die Materialintensität pro Serviceeinheit.
Die MIPS ermöglichen nur den Vergleich zwischen Produkten und Dienstleistungen gleicher Funktion. Die Frage, wo das ökologisch verträgliche Maß liegt, kann damit nicht beantwortet werden. Deshalb gehören zum MIPS-Konzept weitere Annahmen. Die erste stützt sich auf Kalkulationen der Klimatologen, wonach der Kohlendioxidausstoß der Menschheit halbiert werden müsse, um eine anthropogene Klimaveränderung zu vermeiden. Werden auch die vom Menschen verursachten Stoffströme halbiert, so die zweite Annahme, führen beide Maßnahmen zusammen zu ökologischer Nachhaltigkeit.
Die Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg kritisiert an diesem Ansatz, dass die Annahme, jeder anthropogen verursachte Umsatz von Stoffen bringe eine Umweltschädigung mit sich, naturwissenschaftlich nicht bewiesen sei. Das Hauptproblem des MIPS-Konzepts bestehe in der fehlenden Möglichkeit, Prioritäten zu setzen. Die eingesparte Tonne eines Stoffes A sei nicht gleich zu beurteilen wie die eingesparte Tonne eines Stoffes B. Deshalb hält die Akademie dem eine wirkungsbezogene Prioritätenliste entgegen, die folgendermaßen aussieht (geordnet von wichtig zu weniger wichtig):
Verringerung der Gesundheitsrisiken durch Umweltbelastung auf ein (diskursiv festzulegendes) akzeptables Maß
Vermeidung von schweren Störungen globaler oder regionaler natürlicher Stoffströme (z. B. Kohlendioxid, Nitrat)
Verringerung der Ökotoxizität (so fern sie von der Humanwirkung verschieden ist)
Veränderung der Stoffströme hin zu leicht abbaubaren und auf Dauer umweltverträglichen Substanzen.
Reduzierung der anthropogen verursachten Stoffstrommenge.
Literatur
Friedrich Schmidt-Bleek: Wieviel Umwelt braucht der Mensch? MIPS - Das Maß für ökologisches Wirtschaften Birkhäuser Verlag, Berlin 1993